Aufschwung, ja?

Gut ein Drittel der mittleren und größeren Betriebe in Deutschland hat in den vergangenen beiden Jahren Leiharbeiter beschäftigt. Zahl und durchschnittliche Einsatzdauer der Zeitarbeiter sind in vielen dieser Entleihbetriebe gestiegen. In jedem vierten Entleihbetrieb haben Leiharbeiter regulär Beschäftigte ersetzt. Das ergibt sich aus der neuen Betriebsrätebefragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. Die Untersuchung ist repräsentativ für alle Betriebe mit mehr als 20 Mitarbeitern und Betriebsrat. Rund 12 Millionen Menschen sind in Deutschland in solchen Betrieben beschäftigt.

Dass 12 Millionen Menschen in der größtenteils deutlich (im Vergleich zu einer dauerhaften Anstellung) geringere zahlenden Zeitarbeitsbranche arbeiten ist ja schon schlimm genug. Dieser Wert wirkt übrigens kleiner als er ist, denn es sind bloß 38 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig. Nun stellt sich auch noch heraus, dass der Zeitarbeitssektor, der eigentlich nur einen Einstieg ins Berufsleben ermöglichen soll, sich dauerhaft festsetzt und reguläre Arbeiter durch Leiharbeiter ersetzt. Auf kurz: Zeitarbeit bekämpft die Arbeitslosigkeit nicht, Zeitarbeit fördert sie. Die Lage der Berufstätigen war in der BRD vor dem „Aufschwung“ desolat und sie ist es währenddessen. Nach dem „Aufschwung“ wird sie wohl katastrophal sein.

3 Antworten to “Aufschwung, ja?”

  1. Stef Says:

    Und dann hört man immer wieder: Besser Leiharbeit, als gar keine….

  2. Shinobi No. 5 Says:

    Klar, gar keine Arbeit bringt den Unternehmen und Lobbyverbänden gar keinen Gewinn und gar kein Gewinn macht sich nicht gut in den Statistiken über und in den Steuern der Bundesregierung. Leiharbeit beugt dem schon vor. – Nun gut, wäre der Arbeitsmarkt wirklich frei, würde Leiharbeit selbst wirklich besser sein als gar keine, würde Leiharbeit ohnehin kaum ein so starkes Extrem gegenüber „normaler“ Beschäftigung darstellen, da der gesamte Arbeitsmarkt viel wandelbarer wäre. Vollbeschäftigung bliebe zwar Mythos, aber es wäre wohl deutlich leichter, Anstellung zu finden, und die Maßnahmen der Bundesregierung würden nicht zum Gegenteil beitragen. Meine Meinung: Super gemacht! Wie wäre es, wenn eine Regierung das täte, was als Eingriff in die Wirtschaft nötig wäre? Kartelle und Monopole zerschlagen und den Raubtier-Kapitalismus fern halten! Sich weiter um soziale Absicherungen kümmern und sich sonst einfach mal heraushalten, um nicht alles noch weiter zu verfuschen? Das würde dann meinem Verständnis von Sozialer Marktwirtschaft entsprechen und nicht Assozialer Semi-Planwirtschaft…

  3. Stef Says:

    Mal zum Begriff der „Vollbeschäftigung“… Für mich würde das so um die 0% Arbeitslosigkeit bedeuten… Und hier wären wir schon wieder bei einer Illusion angelangt.

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