Nerv getroffen?

Vor vier Monaten ereigenete sich in einer Armutsverwaltungsstelle ein Vorfall, bei dem eine verzweifelte Frau versuchte, eine unbewaffnete Geiselnahme durchzuführen. Der Fall wurde im Erwerbslosenforum zur Diskussion gestellt und einige Diskutanten zeigten Verständnis und Mitgefühl mit der Frau in ihrer psychischen Lage. Die Staatsanwaltschaft Aachen reagierte auf diese Empathie mit Anzeigen wegen „Billigung einer Straftat“ und „Volksverhetzung“ [sic!].

Die Juristen haben sich endlich mal durchgerungen, zu verlauten, was denn nun so volksverhetzend gewesen sei. Und es stellt sich heraus, es ist ein Zitat von Theodor Adorno in einer Signatur, was nun das Volk verhetz habe.

Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten.

Ob damit wohl ein Nerv getroffen wurde?

Zumindest sollte die Staatsanwaltschaft Aachen nun aus Konsequenz alle Adornobücher verbieten, die Verleger verhaften, die Leser auch und sonstige Antisemitismusforscher beobachten lassen. Doch das passiert nicht. Denn das Zitat hat mit Volksverhetzend nichts zu tun, es ist bloß ein Vorwand, um Empathie und Solidarität zwischen den Marginalisierten zu unterdrücken und das Erwerbslosenforum anzugreifen, weil verzweifelte Menschen weniger Energie zum Widerstand aufbringen.

Eine Antwort to “Nerv getroffen?”

  1. Shinobi No. 5 Says:

    An dem Zitat ist nur etwas volksverhetzend, wenn man es absolut nicht verstanden hat oder sich offen zum Faschismus bekennt. Eigentlich sollten ihn gerade jene „Pseudo-Demokraten“ und eigentliche Faschisten in der Öffentlichkeit hochhalten, um als demokratisch zu gelten. Dass sie das als verhetzend einstufen, zeigt, dass sie entweder komplett bescheuert sind oder offen zugeben, dass sie Faschisten sind. Vermutlich beides.

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